Bericht: Mein freiwilliges soziales Jahr – ein Jahr Pause?

14. Juni 2017 Kita Manuela

„Endlich mit der Schule fertig!“, dachte ich vor einem Jahr. Es war zwar nicht übermäßig gut, aber ich hatte doch tatsächlich mein Abitur geschafft. Endlich mal Zeit… Zeit für mich und Zeit für meine Beziehung zu Gott. Ich ging davon aus, dass mir das FSJ eine gute Pause von den zwölf Jahren Schule sein würde, die ich durchgehalten hatte. Pause vom Lernen, den Lehrern und dem langweiligen Schulalltag.

Aber von Entspannung konnte man in der KiTa natürlich nicht reden. Um ehrlich zu sein war mein erster Tag das reinste Chaos, ich sprang von einer Aufgabe zur nächsten. Es galt Einkäufe zu sortieren und Essen aufzufüllen, unglaublich viele Kindernamen zu lernen und durch Hygienepläne durchzusteigen. Doch für jede einzelne Aufgabe hat mir eine Mitarbeiterin eine detaillierte Einweisung gegeben. Und obwohl es ziemlich viel auf einmal war, war ich gespannt, was der nächste Tag bringen würde. Der wurde dann wirklich nicht ganz so chaotisch, ich wusste schon grob was mich erwartete und das entspannte alles etwas.

Trotz des interessanten Starts gewann ich meine Stelle schnell lieb. Ich freute mich darauf jeden Tag in lachende Kinderaugen zu sehen. Und selbst wenn ein Tag nicht so super anfing, zauberte mir spätestens in der Gruppe ein Kind ein Lächeln ins Gesicht. Ich kann gar nicht zählen, wie viele schöne und lustige Momente ich erleben durfte. Dieser Moment, wenn du ankommst und fünf Kinder an dir hochspringen, weil sie sich freuen, dass du da bist – einfach unbezahlbar! Ich durfte auch meinen Geburtstag in der Gruppe feiern. Und obwohl ich noch ungefähr wusste wie so etwas im Kindergarten abläuft, war ich doch recht überwältigt. Erstaunlich, dass einem beim Geburtstagslied von Kinderstimmen und den niedlichen Bildern und Wünschen beinahe die Freudentränen kommen.

Aus mir, einer Gesellschaftsspiel-abgeneigten, haben die Kinder jemanden gemacht, der nun gerne mal einige Runden Halli-Galli oder Memory spielt (obwohl ich meistens kaum Chancen auf einen Sieg hatte). Oftmals musste ich meine „Spielzeiten“ genau einteilen, da irgendwie dauernd ein Kind ankam und gefragt hat, ob wir ein Spiel spielen können, selbst wenn ich schon in ein Spiel involviert war. Und an manchen Tagen war der Mund einfach schon fusselig von den sechs Büchern, die vorgelesen werden sollten… und es kam noch ein Kind mit einem Buch an.

Nachmittags konnte ich mich dann bei Arbeiten außerhalb der Gruppe etwas „ausruhen“. Nach den meist lautstarken Vormittagen waren die Stunden, die ich im Garten, mit Papierkram, Putzzeug oder am Computer verbringen durfte, eine willkommene Abwechslung. Mit der Zeit behielt ich sogar, wo und in welchem Raum ich was finden konnte und welche Regeln es an Schaukel, Klettergerüst und Sandkiste gab. Die Kolleginnen hatten immer ein offenes Ohr für Fragen. Und auch außerhalb der Dinge, auf die man mich hingewiesen hat, entwickelten sich nette Gespräche. Ich wurde echt lieb in das Kollegium aufgenommen. Sogar in meiner Idee, Erzieherin zu werden, wurde ich bestätigt und begleitet. Und jetzt habe ich auch endgültig verstanden, warum mir Gott diese Möglichkeit aufgetan hat, gerade hier in der AndreasKita mein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen. Er wollte mir noch einmal vor Augen führen, was ich verpassen würde, wenn ich es nicht täte. Und so bleibt mir nur ihm zu danken, dass er mir diesen Weg bereitet hat.

Jetzt zu gehen fällt nicht nur mir schwer, sondern sicher auch den Kindern. „Du gehst auch mit den Schulis zur Schule, oder?“, fragte mich in der Waldwoche ein Mädchen. „Naja, nicht direkt“, war meine Antwort, „Aber ich gehe weg, wenn die Schulis auch weggehen, nach den Sommerferien bin ich dann nicht mehr da.“ Sie lehnte sich seufzend an mich und meinte: „Dann vermisse ich dich aber! Du bist doch meine Lieblingsfreundin…“ Ja, ich werde sie auch vermissen, ich werde euch alle vermissen. Danke, für die wundervolle Zeit die ihr mir geschenkt habt!