Impuls zu Jesaja 1,17 (Monatsspruch 11/2014)

01. November 2014 Impulse Christian Grabbet

Klingt ja wie in der Schule, wo die Lehrer den Schülern immer wieder einbläuen: „Ihr müsst lernen!“ Und tatsächlich: Das Tun des Guten müssen wir immer wieder einüben.

Wie lerne ich es, Gutes zu tun? Der Prophet ist da ziemlich konkret. Der vollständige Monatsspruch für November lautet:

Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die Witwen!

Zwei Dinge fallen mir spontan auf:

  1. Das klingt sehr aktiv: „Sorgt für […], helft […], verschafft […], tretet ein[…]!“ Das passiert alles nicht von selbst, dazu muss ich mich entscheiden und dann auch aus dem Quark kommen. Will wohl sagen: Für das Gute sollen wir uns aktiv einsetzen, sonst verkommt es. Stillstand und Sich-Ausruhen ist Rückschritt. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

  2. Wenn wir es tun, bedeutet das offensichtlich, ein besonderes Augenmerk für Benachteiligte und Schwache zu entwickeln, die sonst keine Lobby haben. Damals waren es Unterdrückte (Abhängige, Sklaven), Witwen und Waisen, die wenig Einfluss und kaum Rechtsbeistand hatten. Wer könnte es heute sein, auf den niemand hören und für den sich niemand einsetzen mag?

Franz von Assisi erzählt am Ende seines Lebens, dass Jesus ihn am Anfang seines Weges zu den Aussätzigen (Leprakranken) gesandt hätte. Aber er hätte sich vor ihnen geekelt – verständlicherweise. Erst als er wirklich zu ihnen gegangen wäre und ihnen gedient und sich mit ihnen befasst hätte, wären sie ihm „süß“ geworden.

Vermutlich werden viele, die Kranke oder Pflegebedürftige versorgen, ähnliches erfahren haben. Erst wenn wir unsere Ängste, unsere Bequemlichkeit und unseren Ekel überwinden und uns Menschen in ihrer Not zuwenden, werden auch wir selbst dadurch verwandelt. Sehr schnell sehen wir sie mit ganz anderen Augen. Am Ende sind wir selbst die Beschenkten. Und „das Gute“ ist gelernt und eingeübt worden.

Jesus hat einmal gesagt: „Kommt her zu mir, […] und lernt von mir!“ (Matthäus 11, 28)

Er will für uns nicht nur ein historisches Vorbild sein. („So hat der das früher gemacht.“) Sondern er will, dass wir ihm nahe sind und in seiner Gemeinschaft lernen.

Manche Menschen, denen wir nahe sind, haben etwas Inspirierendes, Ansteckendes. Sie reißen uns mit. Ich kenne niemanden, dessen Nähe inspirierender als Jesus. Inspirierend für das Gute. Das hat schon Franz von Assisi festgestellt. Das sollen wir heute auch erfahren.